Aus Posen berichtet Michael Ebert
Eine knappe Abseitsstellung von Benedict Hollerbach beim vermeintlichen 2:0 in der 33. Minute, ein falscher Elfmeterpfiff verbunden mit dem Ausgleich kurz vor der Pause sowie der Platzverweis von Nikolas Veratschnig nach gut einer Stunde machten den Traum von einem rundum zufriedenstellenden Urs-Fischer-Debüt auf der Trainerbank von Mainz 05 zunichte.
"Es ist wieder viel gegen uns gelaufen, trotzdem haben wir einen Punkt mitgenommen. Von daher war es kein perfekter Abend, aber ein gelungener Abend und ein gelungener Einstand", resümierte Sportdirektor Niko Bungert. Fischer sah es ähnlich: "Wir sollten das Spiel definitiv als Gewinn einstufen, angesichts der Moral und Widerstandsfähigkeit, die wir an den Tag gelegt haben. Die Mannschaft hat alles reingeworfen und läuferisch alles abgerissen in den letzten 25 Minuten."
Für den negativen Höhepunkt der Partie hatte der rumänische Schiedsrichter Andrei Chivulete gesorgt, der nach einem Zweikampf von Sota Kawasaki mit Luis Palma wenige Minuten vor der Pause Elfmeter pfiff. Dieser hatte auch nach minutenlanger VAR-Prüfung Bestand, obwohl die Berührung nicht die Ursache für das Hinfallen gewesen sein konnte und der Posener Spieler zuvor den Ball an die Hand bekommen hatte. Für Fischer war es "ein klares Handspiel", wie der Trainer nach Sichtung der TV-Bilder befand, "der Ball wäre sonst ins Aus gegangen".
Mikael Ishak ließ sich die Chance nicht entgehen und verlud Daniel Batz, der im 05-Tor erneut den Vorzug vor Lasse Rieß erhalten hatte. Der 34-Jährige hielt bei seinem Europacup-Debüt seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit mit guten Paraden im Spiel und wird wohl auch am Sonntag beim FC Bayern (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zwischen den Pfosten stehen. Mit einer Rückkehr des verletzten Robin Zentner wird frühestens Ende nächster Woche gerechnet.
„Du bist gleich wieder im Tunnel, leidest und fieberst mit.“ (Urs Fischer)
Die Rückkehr auf die Trainerbank nach 760 Tagen Pause löste bei Fischer, dessen Wege von Union Berlin sich im November 2023 getrennt hatten, keine großen Emotionen aus. "Du bist gleich wieder im Tunnel, leidest mit, fieberst mit und versuchst den Jungs zu helfen", sagte der 59-Jährige nach seinem Comeback, bei dem er Mainz 05 ein 5-3-2 verordnet hatte. Die Umstellung auf zwei Spitzen funktionierte. Was die Zufriedenheit schmälert: In Silvan Widmer (Wade) hatte der FSV einen weiteren Verletzten zu beklagen und durch Nikolas Veratschnigs Gelb-Rot einen weiteren Platzverweis.
Veratschnig wird am kommenden Donnerstag in der Conference League gegen Samsunspor fehlen, wenn Mainz am letzten Spieltag der Ligaphase den achten Tabellenplatz festigen und damit die direkte Qualifikation für das Achtelfinale im März perfekt machen will. Beim FC Bayern muss Fischer auf Dominik Kohr und Paul Nebel verzichten, die in der Bundesliga wegen Rotsperren fehlen.