Zum Jahresende fährt Real Madrid einen gewaltigen Schlingerkurs. Nach sechs Pflichtspielsiegen in Serie gab es zuletzt drei Partien ohne Erfolg. Der Champions-League-Niederlage in Liverpool folgten zwei vermeidbare Unentschieden in der Liga: 0:0 gegen Stadtrivale Rayo, 2:2 bei Aufsteiger Elche.
Xabi Alonso stellte sich demonstrativ vor sein Team, das keineswegs "am Boden" sei. "Sie kämpfen weiter", kündigte der Real-Coach am Sonntag an: "Die Ergebnisse und das Spiel sind verbesserungsfähig. Wir sind selbstkritisch, aber die Stimmung ist weiterhin gut." Nun gehe es darum, gegen die "Widrigkeiten" anzukommen. "Das ist Madrid, und wir wissen, dass wir mit Kritik leben müssen."
In der aktuellen Phase braucht der ehemalige Erfolgstrainer von Bayer 04 Leverkusen ein dickes Fell. Das ihm zuletzt auch Vorgänger Carlo Ancelotti angeraten hatte: "Eine Sache, die ich gelernt habe, ist, dass ein Unentschieden hier gleich der Beginn einer Krise ist. Daran muss man sich gewöhnen."
Viel spekuliert wird in Spaniens Hauptstadt derzeit darüber, ob Xabi Alonso das Team wirklich erreiche. "Die Verbindung zu den Spielern verbessert sich. Wir kennen uns besser, sitzen alle im selben Boot und fahren in dieselbe Richtung", versicherte der 43-Jährige: "Wir feiern gemeinsam und sind unzufrieden, wenn wir nicht gewinnen." Es gehe nun zuvorderst um die "Umkehr des Momentums".
Bei Aufstellung und Wechseln "schwer versagt"?
Oder liegen die Probleme womöglich doch tiefer? Die vereinsnahe Marca ahnt jedenfalls Böses. In der hauseigenen Radiosendung La Tribu spricht Journalist Roberto Gomez von einer "völligen Entfremdung zwischen Mannschaft und Trainer". Xabi Alonso habe am Sonntag vor allem in puncto Aufstellung und Auswechslungen "schwer versagt".
Die Nicht-Berücksichtigung Vinicius Juniors in der Anfangsformation sorgte für Unverständnis. Diverse Stammkräfte wie Dean Huijsen oder Alvaro Carreras seien völlig außer Form, die Startelf-Nominierung Rodrygos nicht gerechtfertigt. Die harte Schlussfolgerung von Gomez: "Die Aufstellung war eine echte Katastrophe."
Das Thema Vinicius Junior zumindest fing Xabi Alonso auf Nachfrage ein: "Das ist kein Problem, wir hatten darüber gesprochen, wie wir es oft tun. Er versteht es und wusste, welche Rolle er spielen würde."
Der Trainer sah ganz andere Ansatzpunkte. Nach dem Ausgleich in der 78. Minute hätte er sich "noch etwas mehr Druck" seines Teams gewünscht. Es habe aber an "Kontinuität" gemangelt. Stattdessen fing sich Real noch einen zweiten Gegentreffer. Was Xabi Alonso vor dem wichtigen Champions-League-Auswärtsspiel bei Olympiakos Piräus am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) dennoch positiv stimmt: "Die Mannschaft hat nicht aufgegeben."