Für Aaron Rodgers wird es ein Abend voller Emotionen: Zum ersten Mal seit seinem Abschied aus Green Bay trifft der viermalige MVP in der Nacht von Sonntag auf Montag auf die Packers - das Team, bei dem er 18 Jahre lang Geschichte schrieb. 2005 als Nummer 24 gedraftet, führte er die Franchise zu einem Super-Bowl-Sieg, gewann vier MVP-Trophäen und prägte fast zwei Jahrzehnte Football in Wisconsin.
Doch obwohl die Story alle Zutaten für ein "Revenge Game" hätte, winkt Rodgers ab. "Ich habe keine Feindseligkeit gegenüber der Organisation", sagte der 41-Jährige am Mittwoch. "Natürlich wünschte ich, unser letztes Jahr wäre besser gelaufen, aber ich habe großartige Beziehungen zu vielen Menschen dort. Das ist kein Rache-Spiel für mich. Ich freue mich einfach, einige alte Freunde wiederzusehen - und wieder in Sunday Night Football zu spielen."
"Es fühlt sich nicht wie Rache an"
Rodgers, der nach einer turbulenten Trennung 2023 zu den New York Jets wechselte und seit diesem Jahr bei den Pittsburgh Steelers unter Vertrag steht, betonte, dass er seine Zeit in Green Bay in guter Erinnerung behalte. "Ich bin dort erwachsen geworden - 18 Jahre meines Lebens, von 21 bis 39. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die Menschen und all die Erinnerungen. Natürlich wäre es schön gewesen, mit einem Super Bowl abzutreten, aber so läuft die Liga eben", so Rodgers.
Einzig, dass das Spiel nicht in Lambeau Field stattfindet, sorgt für ein etwas anderes Gefühl: "Wenn wir dort spielen würden, wäre es emotionaler. Aber so ist es einfach ein weiteres Spiel - mit etwas Nostalgie."
Tomlin: "Aaron ist jede Woche voll da"
Steelers Head Coach Mike Tomlin sieht das ähnlich - für ihn bleibt Rodgers auch in dieser besonderen Woche ein Profi durch und durch. "Aaron ist seit zwei Jahrzehnten dabei. Er liebt dieses Spiel, er lebt es. Ich habe nicht das Gefühl, dass er diese Partie anders angeht", sagte Tomlin am Dienstag. "Er ist jede Woche hochmotiviert, liebt den Prozess, das Lernen, das Coachen seiner Mitspieler. Ich glaube, die Außenwelt macht mehr aus diesem Spiel als er selbst."
Tomlin lobte besonders Rodgers’ Einstellung und Einfluss im Team: "Er ist den ganzen Tag im Gebäude, redet mit allen, sucht Lösungen, coacht seine Mitspieler. Es ist beeindruckend, das zu beobachten - auch wenn es mich nicht überrascht."
Respekt für Nachfolger Jordan Love
Trotz der schwierigen Trennung scheint das Verhältnis zu seinem Nachfolger Jordan Love intakt. Rodgers bestätigte, dass beide in Kontakt stehen. "Er ist ein großartiger Typ, spielt richtig gut - und es überrascht mich nicht. Seine Entwicklung erinnert mich an meine eigene", sagte Rodgers. Love habe ihn erst kürzlich wegen einiger Spielzüge angeschrieben, erzählte der Veteran: "Ich freue mich, dass er sich meldet. Ich habe viel Respekt für ihn."
Auch Packers-Coach Matt LaFleur lobte Rodgers rückblickend für seine Unterstützung während Loves Lehrzeit: "Er war für Jordan da, hat ihm Tipps gegeben und sein Wissen geteilt. Das war wertvoll für beide."
Neue Heimat in Pittsburgh
Seit seinem Wechsel im Mai hat Rodgers bei den Steelers schnell Fuß gefasst. Er lud Teamkollegen zu einem Penguins-Spiel ein und zeigte sich begeistert vom sportlichen Spirit der Stadt: "Pittsburgh erinnert mich an Green Bay - Tradition, Leidenschaft, Geschichte. Hier gibt es diesen Zusammenhalt zwischen Spielern, Fans und Legenden, das macht es besonders."
Mit einer Completion Rate von 68,6 Prozent, 1270 geworfenen Yards, 14 Touchdowns und fünf Interceptions geht Rodgers in das Duell gegen seinen Ex-Klub. Emotionen wird es sicher geben - doch von Rache will er weiter nichts wissen. "Ich habe viel Liebe für Green Bay", sagt Rodgers. "Aber jetzt bin ich ein Steeler - und am Sonntag geht’s einfach darum, zu gewinnen."