Aus den USA berichtet Amadeus Wolff.
Dennis Schröder hat in seiner Karriere wahrlich schon einiges gesehen. Mit nun 32 Jahren läuft der Braunschweiger bereits in seiner 13. Saison in der NBA auf. Mit den Sacramento Kings spielt der Welt- und Europameister bereits für das zehnte Team, das achte seit 2020.
Den Saisonstart hatten er und die neuformierten Kings sich mit Sicherheit anders vorgestellt. Mit einer Bilanz von 4-12 liegt die Mannschaft des früheren NBA-Spielers Doug Christie im Westen nur auf Platz 14. Zuletzt gelang immerhin wieder ein Sieg im Duell mit den Denver Nuggets. Die acht Spiele davor gingen allesamt, teils deutlich, verloren. Schröder, vor der Saison umjubelt als Starter verpflichtet, kam zuletzt nur noch von der Bank, konnte als Anführer der zweiten Garde aber überzeugen und seine Statistiken steigern.
Ankunft in der Realität: "Manchmal nicht leicht, positiv zu bleiben"
Nach dem überragenden Sommer mit der Nationalmannschaft, in dem das DBB-Team um Kapitän Schröder bei der EM ohne Niederlage geblieben war, sei die Umgewöhnung aber "extrem schwierig", wie er im Exklusivgespräch mit basketball-world.news schildert. "Aus einem historischen Sommer in diese schwierige Situation zu kommen macht es manchmal nicht leicht, positiv zu bleiben", betont der Point Guard.
Sportlich anspruchsvolle Aufgaben hat der 32-Jährige in seiner Karriere aber schon einige erlebt: "Es wird uns keiner retten. Die zwölf bis 15 Leute, die hier in der Kabine sind, müssen versuchen, einen Weg zu finden", erklärt Schröder. "Wir können uns bemitleiden und mit dem Finger auf andere zeigen und sagen der oder der ist Schuld. Oder: Wir schauen in den Spiegel und versuchen alle, uns zu verbessern."
Die Probleme der Kings
Besonders defensiv sind die Kings anfällig, im Defensivrating liegt die Franchise aus Kalifornien auf Rang 27. Offensiv läuft ebenfalls nicht viel zusammen: Viele kopflose Isolations, dazu ineffektive Würfe aus der Mitteldistanz. Bei einem Team um Russell Westbrook, Zach LaVine und DeMar DeRozan wenig überraschend. Die alternden Stars ähneln sich im Spielertyp, sind zudem alle über ihrem Zenit. Ein Scheitern auf Ansage. Schröder kann in diesem Konstrukt schwer glänzen, durch die Rolle von der Bank hat er immerhin noch einmal mehr den Ball in der Hand und kann seine Stärken ausspielen.
Was die Kings bräuchten, um wieder in die Spur zu kommen? "Dass wir Spaß haben beim Spielen. Das ist unser Hobby, das haben wir zum Beruf gemacht. Und man sollte rausgehen und das nicht für selbstverständlich nehmen."
Dennoch: Dass die Kings in diesem Zustand länger zusammenbleiben werden und sich doch noch mal konstant steigern? Unrealistisch. Gut möglich, dass der eine oder andere Spieler bis zur Deadline im Februar getradet wird. Trifft es wieder Schröder?
Angekommen in Sacramento? "Meine Familie fühlt sich wohl"
Den Schritt nach Sacramento, wo er im Sommer einen Dreijahresvertrag über 45 Millionen US-Dollar unterschrieben hat, bereut er bislang nicht. Trotz Krise. "Meine Familie ist da und fühlt sich wohl in unserem Haus. Auch unsere Umgebung ist sehr cool", freut sich Schröder über ein wieder mal neues Zuhause.
Für den 32-Jährigen nichts neues im Business NBA. Schon in der Vergangenheit hatte Schröder stets betont, dass er dankbar für die geknüpften Kontakte in der Liga sei. "In Sacramento sind es wieder neue Menschen: Neue Teammates, ein neuer Owner, was ich als positiv sehe. Es ist wieder eine geile Station." Aber: "Wenn man mehr verliert als gewinnt, tut es schon ein bisschen weh."
Hall of Fame? "Will nicht sagen, dass es mir nichts bedeutet"
Erst vergangene Woche hatte Schröder seinen früheren Mitspieler Chris Paul geadelt. Der Braunschweiger selbst genießt in der NBA ebenfalls Respekt, einerseits wegen seiner Arbeitseinstellung, aber auch aufgrund seines Rollenverständnisses. Als Kopf einer Second Unit konnte der Braunschweiger nicht nur in seiner Zeit bei OKC, als er zu den heißesten Kandidaten auf den Award als bester Sixth Man der Liga gehörte, glänzen.
Nach den beiden internationalen Titeln mit der Nationalmannschaft inklusive MVP-Auszeichnungen waren sogar Rufe nach einer Aufnahme in die Hall of Fame laut geworden. Auch LeBron James mischte sich ein.
Für Schröder Nebensache: "Ich will nicht sagen, dass es mir nichts bedeutet, aber das Wichtigste ist Familie. Ich gebe jeden Tag mein Bestes und alles für meine Familie. Am Ende des Tages, wenn es passiert: geil", erklärt er. "Aber wenn es nicht passiert, weiß ich trotzdem, dass ich mit vielen Sachen Leuten und besonders Kindern helfen konnte."
Rückkehr nach Braunschweig: Ist 2028 Schluss in der NBA?
In seiner Heimat Braunschweig beteiligt sich der 32-Jährige an der Eröffnung einer bilingualen Grundschule im nächsten Jahr. Der Ort, an den er auch irgendwann zurückkehren und für die Löwen spielen will. Bei Ablauf seines Vertrages in der NBA wäre er fast 35. Das perfekte Alter für die Heimkehr? "Ich werde auf jeden Fall zurückkehren nach Braunschweig. Aber ich will keine Zeit dafür angeben, weil Pläne machen ist immer das eine, aber die Umsetzung ist immer noch was anderes", möchte er sich noch nicht festlegen.
Zuvor muss Schröder ohnehin erstmal dabei mithelfen, das sinkende Schiff in Sacramento wieder auf Kurs zu bringen. Oder aber er findet bei einem anderen Team sein Glück. Es wäre das elfte in der NBA.
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