340 Partien stand Willie Green in New Orleans an der Seitenlinie, nur Byron Scott (419 Spiele) und Alvin Gentry (400) hielten es in Louisiana länger aus. Zweimal führte der ehemalige Forward die Pelicans in die Playoffs, was nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen ist. Dennoch ist New Orleans eigentlich seit Jahren eine der trostlosesten Franchises in der NBA. Und das aus mehreren Gründen.
In einer Stadt mit den Saints sowie einer großen Begeisterung für College-Football spielen die Pelicans weiterhin nur die dritte Geige. Kein Wunder, dass Besitzerin Gayle Benson, die auch die Saints ihr Eigen nennt, immer wieder Fragen zu einem möglichen Verkauf beantworten muss: "Das Team steht nicht zum Verkauf", beteuerte Benson vor einer Woche. "Ich werde bald 79 Jahre alt, aber ich bin noch gesund. Ich höre immer, dass Leute mein Team kaufen wollen, aber das ist Zeitverschwendung."
Dennoch genießen die Pelicans weiter einen schlechten Ruf in der NBA, auch weil vieles in New Orleans auf die Saints zugeschnitten ist. "Die Pelicans sind ihnen völlig egal", sagte zuletzt Ex-Pelicans-Center Kendrick Perkins, der inzwischen für ESPN als TV-Experte arbeitet. "Alle Teams haben erstklassige Versorgung in ihren Trainingshallen mit Frühstück, Köchen, etc. Bei uns musste man aber über die Straße zu den Saints laufen, um das Essen in Boxen aus der Cafeteria zu holen."
Warum in New Orleans so viel schiefläuft
Dazu kommen fast schon notorische Verletzungssorgen, nicht nur rund um Franchise-Star Zion Williamson. Auch hier teilen sich beide Teams die medizinische Betreuung, das gibt es in der NBA in keiner anderen Organisation und bleibt weiterhin ein großer Kritikpunkt. Verletzungen waren in der Vergangenheit immer wieder ein Thema und auch einer der Gründe, warum New Orleans trotz Spielern wie Chris Paul, Anthony Davis oder jetzt Williamson erst zweimal die erste Playoff-Runde überstand - seit 2002.
Auch derzeit grassiert mal wieder das Verletzungspech. Zion fehlt mal wieder mit Oberschenkelproblemen, bei Jordan Poole ist es die Vorderseite des gleichen Muskels. Dejounte Murray wird in diesem Kalenderjahr nicht mehr spielen, der Guard erholt sich derzeit von einem Achillessehnenriss.
Immer wieder fehlen der Franchise Schlüsselspieler, was die Arbeit als Coach erschwert. Zwar war Green beliebt, seine Rotationen sorgten bei Fans aber immer wieder für Kritik. Dazu zählen die Pelicans in den vergangenen Jahren immer zu den schlechtesten Teams im dritten Viertel, in dieser Saison ist nur Philadelphia schlechter.
Mit nur zwei Siegen scheint der Playoff-Zug schon wieder abgefahren, was für New Orleans eine mittelschwere Katastrophe ist. Denn: Den eigenen Pick gaben die Pelicans im Sommer an die Atlanta Hawks ab, was noch immer einer der rätselhaftesten Trades der vergangenen Jahre war. Um sich Derick Queen an Position 13 zu sichern, tradete New Orleans nach oben und gab dafür den eigenen Pick 2025 sowie 2026 ab.
Einerseits ein immens hoher Preis, andererseits wäre Queen womöglich auch noch an der eigentlichen Draft-Position 23 zu haben gewesen. Dazu ist Queen ein Center, erst im Vorjahr hatten die Pels mit Yves Missi ebenfalls einen Big gezogen. In seinen zwölf Spielen war Queen zumindest solide, im Schnitt gelangen ihm in 22 Minuten 10,6 Punkte sowie 6,0 Rebounds. Ob es das wert war? Die Zeit wird es zeigen, der Druck auf den Youngster ist dennoch enorm.
Was ist also die Richtung?
Schlecht sein ist in New Orleans somit keine Alternative, gleichzeitig passen die Teile auch nur bedingt zusammen. Poole war noch nicht die erhoffte Verstärkung, Trey Murphy III machte nicht den nächsten Schritt. Gleiches gilt auch für Williamson, der zwar leichter wirkte, aber auch nicht mehr die atemberaubende Athletik früherer Saisons zeigte.
23 Punkte im Schnitt sind so wenige wie zuletzt in seiner Rookie-Saison, dazu kommt eine Wurfquote von gerade einmal 49 Prozent. Fünf Spiele sind natürlich eine kleine Stichprobe, doch es bestätigt das, was das Auge sieht. Das war noch nicht All-NBA-Zion, von dem doch eigentlich so viel abhängt.
Was ist also die Richtung? Eigentlich bräuchte es einen Win-Now-Trade, gleichzeitig sind die Pelicans weit von der Spitze und bestimmt nicht nur einen Spieler davon entfernt, eine gute Rolle zu spielen. Stattdesssen werden die Pels diese Situation aussitzen müssen, auf organisches Wachstum und vielleicht auch mal weniger Verletzungen hoffen müssen.
Keine guten Aussichten für eine Franchise, die in den vergangenen Jahren ohnhin nicht viel zu bejubeln hatte.
"Ging nicht um die Bilanz": Pelicans-Boss Dumars erklärt Green-Entlassung
Wegen "Angel-Reese"-Rufen: Green gerät mit Fan aneinander
Jokic kommt in großen Schritten näher: Die meisten Triple-Doubles der NBA-Geschichte