Am 14. Spieltag hat es gleich sechs Rote Karten gegeben. Das ist ein eingestellter Super-League-Rekord. Insgesamt sind schon 28 Rote Karten ausgesprochen worden. Wir wollen in diesem Artikel aber den Effekt unter die Lupe nehmen, welche die Platzverweise gehabt haben. Dafür blicken wir nur auf jene Roten Karten, welche die Schiedsrichter bei einem zwischenzeitlichen Unentschieden gezückt haben.
Lugano und St.Gallen als Ausnahmen
Das spektakulärste Spiel, was Rote Karten betrifft, fand am Sonntagnachmittag im Letzigrund statt. Zunächst sah der FCB durch Andrej Bacanin die Ampelkarte. Das gleiche Schicksal erlitten in der Folge noch zwei Spieler der Grasshoppers. Dadurch konnten beide Teams phasenweise in Überzahl agieren. Folgen hatte dies in diesem konkreten Fall nicht. Das Spiel endete 1:1, das stand es schon, als Bacanin vom Feld musste.
Mit dem FC St.Gallen und dem FC Lugano haben an diesem geschichtsträchtigen Wochenende gleich zwei Mannschaften trotz Unterzahl noch gewinnen können. Bei den Tessinern sah Uran Bislimi in der 74. Minute die Rote Karte und zwölf Zeigerumdrehungen später schoss Claudio Cassano die Bianconeri beim Leader zum Sieg. Ein ähnliches Szenario spielte sich im kybunpark ab. Nach einem missglückten Fallrückzieher flog Lukas Görtler vom Platz, dennoch konnten die Ostschweizer das Spiel in der Schlussphase noch gewinnen. Diese zwei letzten Eindrücke von siegreichen Teams in Unterzahl täuschen aber, es sind die ersten zwei Spiele, die in der Saison trotz Unterzahl gewonnen werden konnte, wenn die Rote Karte bei einem Unentschieden ausgesprochen wurde.
Auch der FC Sion hat in Unterzahl schon eine tolle Aufholjagd starten können, die nicht in die hier untersuchten Fälle miteingeflossen ist. Beim 3:3 in Luzern sah Theo Bouchlarhem beim Stand von 1:3 die Rote Karte. Seine Mannschaft hat in Unterzahl dann noch einen Punkt aus der Innerschweiz entführen können.
Schwächung klar erkennbar
Insgesamt sind in der laufenden Saison bereits 15 Rote Karten in 14 Spielen bei ausgeglichenem Spielstand - GC gegen den FCB ist doppelt vertreten - ausgesprochen worden. Wie bereits erwähnt, haben gerade einmal zwei Mannschaften das Spiel in Unterzahl noch gewinnen können. Ganze sechsmal hat das Team in Überzahl gewonnen und ebenfalls sechs Spiele endeten mit einem Unentschieden. Die Tendenz ist klar und auch nicht überraschend: Eine Rote Karte favorisiert im Normalfall das Team, das in Überzahl agieren kann.
Unterschiede gibt es, wenn man die einzelnen Teams betrachtet. Während in Unterzahl alle Mannschaften gleichermassen Mühe bekundeten, sind es in Überzahl Thun, GC und auch Lausanne (mit der Niederlage in St.Gallen), die vor allem Chancen liegen liessen. Dabei handelt es sich um Clubs, die es weniger gewohnt sind, viel Ballbesitz in den eigenen Reihen zu haben.
Thun begeistert in der laufenden mit einem schnörkellosen Umschaltspiel und einer sattelfesten Abwehr. Als der Leader gegen den FC Lugano plötzlich in Überzahl spielte, suchten die Berner Oberländer vermehrt die Offensive und liefen prompt in einen Konter. Die Abweichung des altbekannten Schemas, um den Sieg zu erzwingen, sorgte für einmal nicht für das gewünschte Resultat beim Aufsteiger.
GC hingegen tat sich mit der Überzahl gegen die grossen Vereine der Liga schwer. Die Berner Young Boys holten beim letzten Spiel von Giorgio Contini bereits beim Stand von 2:3 die erste Rote Karte. In Unterzahl gelang den Bernern noch der Ausgleich, ehe eine zweite Rote Karte folgte. Der GCZ war am Ende einer Niederlage näher als an einem Sieg. Gegen den FC Basel am letzten Wochenende konnten die Zürcher aus der Überzahl ebenfalls kein Kapital schlagen. Im Gegenteil, man holte sich selbst noch zwei Platzverweise und damit Sperren für das Derby gegen den FC Zürich ab.
Zeitpunkt entscheidend
Die vielen Unentschieden, die es nach Roten Karten gegeben hat, hängen selbstverständlich auch mit den Zeitpunkten der Platzverweise zusammen. Wenn ein Team in den Schlussminuten zu einer Überzahlsituation kommt, reicht oftmals schlichtweg die Zeit nicht mehr, um einem Spiel die entsprechende Wende zu geben. Nicht alle Spieler fliegen so früh wie Bradley Mazikou vom Feld. Der Genfer, der am ersten Spieltag in der achten Minute Rot sah und gleichzeitig noch einen Elfmeter verursachte, sorgte für die schnellste Rote Karte der Saison. Die Berner Young Boys siegten in der Folge mit 3:1.
Es spielen also viele Faktoren in die Frage rein, ob eine Rote Karte zu einer spielentscheidenden Szene wird. In der Tendenz dürfen sich die Fans aber weiterhin freuen, wenn ein Spieler des gegnerischen Teams vom Platz gestellt wird.