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"Sie hat gelächelt und gesagt: Ja, super": Brands gute Signale in neuer Rolle

kicker

Normalerweise war sie es, die im Nationalteam über die Außenbahn kam - mit ihren langen, weiten Schritten, die sie entweder in Richtung Grundlinie trugen oder in die Mitte ziehen ließen. So war es in den vergangenen Jahren häufig zu begutachten, in der Nations-League-Partie gegen Frankreich (1:0) allerdings spielte Jule Brand nicht auf ihrer im DFB-Team fast schon angestammten rechten Flügelposition, sondern eine andere, neue Rolle: Diesmal kam die 23-Jährige direkt durch die Mitte.

Wobei hier eine Präzisierung nötig ist: Denn Brand startete nicht als klassische Zehnerin, sondern rückte im eigenen Ballbesitz auf die halbrechte Offensivposition, während Sjoeke Nüsken die halblinke bespielte. Die klassische, ganz zentrale Zehnerin gab es nicht an diesem Abend. Die Versuche im 4-2-3-1 mit den Zehnerinnen Linda Dallmann und Laura Freigang hatten Bundestrainer Christian Wück während der EM in diesem Sommer enttäuscht - schon gegen Frankreich im Viertelfinale und Spanien im Halbfinale hatte er seinerzeit ein 4-3-3 formiert. Und das war nun auch in der Nations League der Fall - nur eben mit der eingerückten Brand.

Wücks andere Zehner-Interpretation bringt Brand ins Zentrum

"Wir haben haben die Zehnerposition ein bisschen anders interpretiert", sagte Wück nachher und erklärte mit aller Vorsicht, es sei keine Entscheidung gegen Dallmann oder Freigang, die beide über die gesamte Spieldauer auf der Bank saßen. "Wir wollten von der Spielmacherposition und -überlegung ein bisschen weg und dort eine Spielerin haben, die einen unheimlichen Zug zum Tor hat. Da ist die Entscheidung für Jule gefallen. Das heißt aber nicht, dass wir nun immer mit ihr dort spielen. Wir haben jetzt einfach mehr Variationsmöglichkeiten."

Denn Brand, die im Sommer aus Wolfsburg zu Weltklub Lyon wechselte und sich dort erst noch in die erste Reihe spielen muss, machte ihre Sache sehr ordentlich. Sie tat defensiv ihren Dienst, ließ sich mit Nüsken oft in ein flaches 4-5-1 fallen - und nahm die Französinnen engagiert in Empfang. Und sie war auch im eigenen Ballbesitz enorm aktiv, bot sich zwischen den Linien an. Bereit, aufzudrehen und in Richtung Abwehrkette zu laufen, wenngleich in diesem Bereich gewiss Potenzial besteht: Die Vielzahl an brandgefährlichen Offensivaktionen in unmittelbarer Tornähe jedenfalls hatte sie trotz aller Bemühungen noch nicht.

Brand überzeugt mit Intelligenz, braucht aber noch mehr Aktionen

In der Schlussphase startete sie einmal in die Tiefe und erreichte das Zuspiel von Sydney Lohmann zwar gerade noch - den feinen, nur minimal zu weiten Außenristpass indes konnte sie nicht mit einem Tor veredeln, weil sie nicht mehr an Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin vorbeikam (84.). Es war die größte und einzige Chance für Brand, die sich ansonsten meist als Einfädlerin betätigte - wie bei Nüskens Abschluss nach Giulia Gwinns Flanke (3.). Oder mit ihren Läufen Lücken riss - wie beim 1:0-Siegtreffer von Klara Bühl. Brands cleverer Sprint zog da gleich zwei Französinnen mit und räumte Bühl den nötigen Platz im Zentrum frei (79.).

"Sie ist eine unheimlich spielintelligente Spielerin, die Situationen schnell erkennt und lösen kann, weil sie ein gute Technik hat", sagte Wück. "Sie ist eine, die von außen immer gern in die Mitte zieht, dann haben wir uns gesagt: Ok, dann stellen wir sie gleich in die Mitte. Das hat ganz gut funktioniert." Doch er sagte eben auch: "Aber da ist noch Luft nach oben. Mit einem Tor hätte sie sich ein bisschen krönen können." Noch mehr Szenen im letzten Drittel zu haben und noch mehr Torgefährlichkeit auszustrahlen, das dürfte also das Ziel sein, wenn sie künftig auf diesem Posten zum Einsatz kommt. Und dazu wird es gewiss kommen - schon im Rückspiel am Dienstag in Frankreich?

Brand bekleidete in ihrer Karriere schon einige Rollen

Brand zeigte in Duell Nummer 1 jedenfalls erste gute Signale - und ist ganz offenbar gewillt, sich in die veränderte Aufgabe einzuarbeiten. Kein Wunder, normalerweise lief sie in den vergangenen Jahren in der DFB-Auswahl zwar auf der rechten Seite auf, doch auf Vereinsebene und selbst im Nationalteam übernahm sie in der Vergangenheit neben den beiden Flügelpositionen auch andere Posten, gab beispielsweise mal die linke Schienenspielerin oder in der Nationalelf die zweite Spitze. Flexibilität und Offenheit bringt sie also grundsätzlich mit, was auch Wücks Worte am Freitagabend unterstrichen, als er gefragt wurde, wie Brand auf ihre andere, neue Rolle reagiert habe.

"Als wir das erste Mal darüber gesprochen haben, hat sie gelächelt und gesagt: Ja, super", berichtete der Bundestrainer - und lächelte selbst.