Besonders die erste Halbzeit stimmte die Sportfreunde Siegen angriffslustig. "Wenn du so lange schon oben mitspielst, willst du natürlich auch oben angreifen und da oben dran bleiben so lange wie möglich. Das ist ganz klar unser Ziel", sagte Linksverteidiger David Kammerbauer nach dem 2:2 (1:1) im Spitzenspiel gegen den bisherigen Tabellenersten, das vor dem Seitenwechsel nicht der Gast aus der Domstadt, sondern der Aufsteiger aus dem Siegerland dominiert hatte.
Nachdem seitens des Vereins große Anstrengungen unternommen waren, den Rasenplatz des Leimbachstadions trotz nächtlicher Tiefsttemperaturen von bis zu -9 Grad frostfrei zu halten, bedankten sich die Sportfreunde-Spieler für dieses Engagement mit einer Top-Leistung. Die neue 4-3-3-Grundordnung mit Eigengewächs Jannik Krämer als klarem "Sechser" vor der Viererkette erschwerte den Kölnern den Weg durch das Zentrum, während die Siegener ihre Vorteile in den direkten Duellen auch in torgefährliche Szenen ummünzten. Ömer Tokac belohnte sein Team schließlich für den Aufwand mit dem 1:0 nach knapp einer halben Stunde, doch die Fortuna schlug nur knapp zehn Minuten später durch Hamadi Al Ghaddioui zurück, als die Hausherren in Folge der Verletzung von Kevin Goden kurzzeitig in Unterzahl verteidigten. "Die erste Halbzeit war das Beste, was ich erlebt habe, seit ich hier bin. Gegen den Tabellenführer hatten wir alles im Griff", bilanzierte SFS-Trainer Boris Schommers, der auch im dritten Spiel seiner kurzen Amtszeit ungeschlagen blieb.
"Gegentore sind zu einfach gefallen"
Mit Wiederbeginn stellten die Kölner Südstädter dann um und präsentierten sich auch deutlich giftiger in den Zweikämpfen, wodurch sie zwischenzeitlich die Spielkontrolle gewannen. Der Lohn war das 2:1 durch den eingewechselten Timo Bornemann (70.), nachdem die Sportfreunde zuvor schon beinahe ein Eigentor fabriziert hatten. "Wenn wir in der zweiten Halbzeit in Führung gehen, müssen wir gewinnen. Die Gegentore sind aber viel zu einfach gefallen - das ist sehr, sehr ärgerlich", meinte Fortuna-Angreifer Enzo Wirtz, der mit Sturmpartner Al Ghaddioui bei den Innenverteidigern Jan-Luca Rumpf und Florian Mayer meist in guten Händen war.
Auch die Kölner Führung hielt dann nur rund zehn Minuten, bis Rechtsverteidiger Malik Hodroj bei einem seiner vielen Vorstöße auf den frei stehenden Torschützen Josue Santo flankte (80.). "Diese Hereingabe kann man, glaube ich, im Zentrum konstruktiver verteidigen. Dann war es wieder ein offenes Spiel", analysierte Gäste-Trainer Matthias Mink, der insbesondere mit der ersten Halbzeit seiner Mannschaft nicht einverstanden war: "Ich glaube, dass wir sehr schlecht in die Partie reingekommen sind. Wir hatten uns viel vorgenommen, wollten mit einer extremen Gier und Energie in die Partie starten, haben das aber nicht hingekriegt. Der Gegner hat uns vielmehr in vielen Zweikampfsituationen aufgefressen."
Durch die Kölner Steigerung nach der Pause einigten sich beide Mannschaften schließlich auf ein leistungsgerechtes Unentschieden, das der Fortuna aber nicht reichte, um die Tabellenführung zu verteidigen. Während die U 23 des FC Schalke 04 wieder die Spitze übernahm, rutschten die Sportfreunde zwar auf Rang 7 ab, blieben mit weiterhin fünf Punkten Rückstand aber auf Tuchfühlung zu ihren Gästen. "Wir wollten den Abstand zur Spitze nicht größer werden lassen und haben in der ersten Halbzeit ein super Spiel gemacht", betonte Sportfreunde-Verteidiger Kammerbauer: "Nach der Pause war es ein etwas anderes Spiel, aber nach dem 2:1 haben wir uns völlig zurecht den einen Punkt verdient." Und der reichte, um im Aufstiegsrennen angriffslustig zu bleiben.