"Er hat als Mensch und Sportler gerade eine schwierige Phase, in der er sich nicht wohlfühlt. Ich habe die Entscheidung getroffen, weil ich nicht wollte, dass er das Gefühl hat, alles laste auf seinen Schultern. Dass er in der Früh aufsteht und denkt, er müsse alles reparieren. Ich wollte ihm diesen Rucksack abnehmen. Es war mehr ein Schutz für den Menschen als für den Spieler."
Ein einfühlsamer Peter Stöger erklärte im Vorfeld der Partie zwischen dem SK Rapid und der SV Ried im Sky-Interview seinen Entschluss, den zuletzt unglücklich agierenden Niklas Hedl aus dem Tor zu nehmen und Ersatzkeeper Paul Gartler zwischen die Pfosten zu stellen. Der Wechsel machte sich auch sportlich bezahlt. Gartler parierte in der Anfangsphase gegen drückende Wikinger zweimal stark, sowohl nach dem Halbzeit- als auch nach dem Schlusspfiff war Hedl der erste Gratulant seines Vertreters.
Auch Ried-Trainer Maximilian Senft fand lobende Worte für die Umstellung der Gäste: "Man muss Rapid und auch Peter Stöger gratulieren. Das war schon ein sehr schlauer Kniff mit dem Tormann-Wechsel." Einen schlauen Einfall hatte auch Nikolaus Wurmbrand, als er die Hütteldorfer nach überstandener Drangphase der Gastgeber in Führung brachte (17.). Der Neo-Teamstürmer tanzte die Rieder Hintermannschaft aus und vollendete aus spitzem Winkel. "Ein mörderisches Tor", kommentierte Stöger.
Rapid mit Stil aus der Sieglosigkeit
"Es fällt ein riesiger Stein vom Herzen", meinte Wurmbrand nach Spielende. Dieser landete wohl bei der rechten Eckfahne auf dem Rasen, wo die Rapid-Akteure nach dem Solo des 19-Jährigen im Verbund frenetisch die Führung bejubelten. Beinahe hätte der wirbelnde Wurmbrand noch einmal zugeschlagen. Einen hohen Ball von Cvetkovic versenkte er volley, der Treffer wurde aber wegen einer Abseitsstellung einkassiert.
In die Kategorie sehenswert fällt auch Ercan Karas Treffer zum 2:0 in der 34. Minute. Ein Innviertler Klärungsversuch landete zügig wieder beim Angreifer, der nach einer Brustannahme den Ball an Sollbauer vorbeilupfte und die Wiener damit aus der Krise schoss - denn von diesem Rückstand sollte sich die SVR nicht mehr erholen. "Wir waren in der ersten Halbzeit die spielüberlegene Mannschaft", sagte Senft über das Duell. "Es ist sehr ärgerlich, weil heute mehr drinnen gewesen wäre. Es spricht aber für die Mannschaft, dass wir uns über eine Niederlage gegen Rapid so ärgern können."
Als nächster Termin wartet auf beide Vereine das ÖFB-Cup-Achtelfinale. Rapid trifft auf Zweitliga-Tabellenführer St. Pölten, die Wikinger haben in Vorarlberg bei Schwarz-Weiß Bregenz die Chance, den Ärger verfliegen zu lassen.