Das war wohl der berühmte Sprung ins kalte Wasser für Christoph Rech: Der 32-Jährige hatte seine sportliche Karriere erst im Sommer beendet. Nach knapp 200 Partien in der Regionalliga Bayern für den TSV 1860 München II, Wacker Burghausen und Türkgücü München war er anschließend über den bereits bestehenden Kontakt zu Abteilungsleiter Nico Held beim TSV Landsberg aufgeschlagen - als Sportlicher Leiter.
Zeit sich an diese Umstellung des Aufgabengebiets zu gewöhnen, blieb dem langjährigen Verteidiger jedoch keine, denn die Ereignisse überschlugen sich beim Turn- und Sportverein von der Lech: Mitte August wurde Trainer Alexander Schmidt von seinen Aufgaben entbunden, weil sich der ehemalige Profitrainer laut Pressemeldung nicht auf die Gegebenheiten des gehobenen Amateurfußballs einstellen konnte.
Frühe Trennung erfordert interne Trainerlösung
Auf Platz 2 liegend, waren die Oberbayern nach fünf Spieltagen somit auf Trainersuche. Fündig wurde man intern - bei Christoph Rech, der folglich schneller als geplant wieder auf den grünen Rasen zurückkehrte. "Schon die Zeit als Sportlicher Leiter war sehr intensiv, dann kam noch das Traineramt hinzu", schmunzelt Rech über die unerwartete Doppelrolle, in der er auf dem Platz Unterstützung von Furcan Kircicek erhält. Der 29-Jährige hat für den FC Memmingen, Türkgücü München und den FV Illertissen ebenfalls lange Jahre seine Spuren auf den Plätzen der Regionalliga Bayern hinterlassen und schlüpfte ebenso erstmals in die Trainerrolle. "Uns macht es mit den Jungs sehr viel Spaß - daher bleibt die Konstellation bis Winter erst mal so. Und dann entscheiden wir, ob wir uns nach einem neuen Coach umsehen", erklärt der Neucoach den Fahrplan.
Mit dem besten Angriff vorne dabei
Eile ist dabei nicht geboten - schließlich liefert die Mannschaft unter dem neuen Trainerduo bisher ab: Ab Anfang September sicherte sich die Truppe vier Siege in Folge und schoss dabei beeindruckende 17 Treffer. "Damit sind wir der beste Angriff der Liga", kennt der Coach die Statistik und sieht sich im gemeinsamen Weg bestätigt: "Zuletzt haben wir viel von dem umgesetzt, was wir trainiert haben. Das geht über unsere Positionierung, wenn wir den Ball haben, über unsere Wege nach Balleroberung bis zur Boxbesetzung, wenn der Ball auf außen ist. Die Jungs haben einige dieser Dinge jetzt schon verinnerlicht."
Der Lohn: Landsberg hat nach dem 4:2-Erfolg in Heimstetten und der parallelen Heimniederlage des TSV 1860 München II kurz vor Abschluss der Hinrunde sogar Platz 1 erklommen. Zwar haben die Münchner eine Partie weniger absolviert und können wieder vorbeiziehen, doch im Kampf um die Regionalliga sind die Junglöwen wohl ohnehin nicht aufstiegsberechtigt. Anders als die Landsberger, für die die 4. Liga tatsächlich ein realistisches Szenario darstellt. Oder etwa nicht? "Erst mal muss man sagen, dass wir aus einer schwierigen Vorsaison kommen und uns tabellarisch verbessern wollen. Das heißt: Wir wollen ins obere Drittel - gerne auch mit Tuchfühlung nach oben", sieht Rech seine Mannschaft prinzipiell gerüstet für einen Verbleib im Spitzenfeld des Tableaus.
Ist die Regionalliga eine Option?
Bekanntlich ist der Sprung ins bayerische Amateuroberhaus aber nicht nur aus sportlicher Sicht herausfordernd, sondern mindestens in gleichem Maße auf organisatorischer Ebene. "Es war ohnehin eine meiner Aufgaben als Sportlicher Leiter, dass wir die Strukturen im Verein weiter verbessern. Insofern ist klar, dass wir Hausaufgaben zu erfüllen hätten. Wenn wir sportlich bis zum Winter allerdings weiterhin oben dabei sind, werden wir natürlich alles in unserer Macht stehende unternehmen, um den Auflagen gerecht zu werden", gibt sich der 32-Jährige optimistisch. Weder auf dem grünen Rasen noch als Verein sei der Sprung nach oben jedoch eine "Muss-Aufgabe", denn insbesondere das "Team um die Mannschaft herum ist relativ klein". Dennoch ist den Verantwortlichen Bemerkenswertes gelungen: "Wir sind jetzt in eine ruhige Phase reingekommen - da kann ich alle Beteiligten nur loben", freut sich der Coach über die derzeitige Stimmungslage beim TSV nach den turbulenten Wochen im Sommer.
Zu ruhig sollte es aus Sicht der Trainer aber nicht werden - speziell auf dem Platz. Denn die Truppe sei sehr homogen - und versteht sich fast etwas zu gut. "Im Training darf es gerne mal ruckeln, auf dem Platz müssen wir keine 25 besten Freunde sein, da darf man sich auch mal die Meinung sagen", schmunzelt Rech als ehemals knallharter Verteidiger. Allein an der Art und Weise der Kritik merkt man allerdings schon: Viel zu mäkeln gibt es bei den Landsbergern derzeit nicht. Warum auch? Platz 1 sowie der beste Angriff der Liga sind schließlich Parameter einer bis dato bärenstarken Halbserie.