Der Blick auf die Tabellen der Europa League und der Conference League stimmt aus Schweizer Sicht derzeit zufrieden. Die genaue Analyse der bisherigen Ligaphase zeigt allerdings, dass die Situation nicht ganz so rosig ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. In der Europa League stehen der FC Basel und der BSC Young Boys nach vier von acht Spielen beide bei sechs Punkten. In der ersten Saison mit dem neuen Modus waren in der Champions League elf Punkte und in der Europa League zehn Punkte fürs Weiterkommen gefordert, das Schweizer Duo ist entsprechend auf Kurs. Die Ausgangslagen für die Teams aus Basel und Bern unterscheiden sich dennoch frappant.
Als Faustregel kann man damit rechnen, sich mit zehn Punkten und einem positiven Torverhältnis das Weiterkommen zu sichern. Allerdings hat der 24. der Europa League nach vier Spielen einen Punkt mehr auf dem Konto als noch im Vorjahr. Derzeit ist der Bologna FC auf diesem richtungsweisenden Rang. Mit je zwei weiteren Siegen sollte das Schweizer Duo auf der ganz sicheren Seite sein, mit fünf und vielmehr mit vier zusätzlichen Punkten dürfte es knapp werden.
Auf sehr gutem Kurs ist daher der FC Basel. Die Bebbi haben mit dem Sieg gegen den VfB Stuttgart für eine Überraschung gegen ein Team aus der Bundesliga gesorgt. Der Spielplan in der zweiten Hälfte der Ligaphase ist auf dem Papier einfacher. In Genk und Salzburg wäre es sicherlich möglich zu punkten. Zum Abschluss der Ligaphase könnte die Partie gegen Viktoria Pilsen entscheidend werden. Die Statistikplattform football.meets.data führt jeweils Simulationen des weiteren Wettbewerbverlaufs durch und attestiert dem FCB derzeit eine Chance von 64 Prozent auf ein Weiterkommen.
Obschon die Young Boys punktgleich mit dem Schweizer Meister sind, sieht die Ausgangslage der Berner deutlich schlechter aus. Auf die Mannschaft des zurückgekehrten Trainers Gerardo Seoane wartet ein happiges Schlussprogramm. Mit Aston Villa, dem OSC Lille, Olympique Lyon und dem VfB Stuttgart warten ausschliesslich Gegner aus den Big-Five-Ligen. Die Berner müssten also gleich zwei Überraschungen schaffen. Ebenfalls negativ schlagen sich die beiden deutlichen Niederlagen gegen die griechischen Vertreter Panathinaikos und PAOK Thessaloninik nieder, aus diesen beiden Spielen geht eine Tordifferenz von 1:8 hervor. Ein Weiterkommen der Young Boys wird auf 25 Prozent geschätzt.
Schnell abgehandelt ist die Ausgangslage des FC Lausanne-Sport. Mit sieben Punkten aus drei Spielen sind die Waadtländer auf der sicheren Seite. Die Mannschaft von Peter Zeidler spielt in der Conference League vielmehr um den direkten Einzug ins Achtelfinale. Hätte Olivier Custodio den Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Omonia Nikosia zum Sieg verwandelt, wäre die Ausgangslage wirklich vielversprechend. Im Vorjahr reichte es zumindest Cercle Brügge mit elf Punkte auf Rang acht, drei punktgleiche Teams mussten allerdings den Umweg über die K.-o.-Runden-Playoffs in Kauf nehmen. Die Waadtländer müssten für eine Top-8-Platzierung entweder auswärts gegen Lech Posen oder zu Hause gegen die ACF Fiorentina siegen, sofern die Lausanner den zu erwartenden Sieg in Finnland einfahren.
Schwächelnde Konkurrenz spielt der Schweiz in die Karten
Im internationalen Vergleich hat sich die Super League während der laufenden Ligaphase auf den 15. Rang der UEFA-Fünfjahreswertung gesteigert. Angesichts des grossen Rückstands auf Dänemark geht es im weiteren Saisonverlauf hauptsächlich darum, den 15. Rang und damit den zurückgewonnenen fünften Europacup-Startplatz gegen die Konkurrenz aus Österreich, Zypern, Schottland und Schweden zu verteidigen.
Der Blick auf die aktuellen Tabellen der drei Wettbewerbe deutet darauf hin, dass die Konkurrenz aus Zypern im weiteren Verlauf der Kampagne der hartnäckigste sein dürfte. In der Champions League steht der Paphos FC und in der Conference League der AEK Larnaka unter den Top 24. Auch die angesprochenen Simulationen ergeben ein ähnliches Bild. Zwar dürfte Paphos die K.-o.-Phase in der Königsklasse noch verpassen, Omonia Nikoasia soll sich allerdings in der Conference League noch nach vorne arbeiten.
Schlecht sieht es für alle drei anderen Nationen aus. Sowohl Österreich als auch Schottland und Schweden dürften nach aktuellem Stand in der Ligaphase alle ihre Teilnehmer verlieren. Entsprechend positiv entwickelt sich die aktuelle Kampagne aus Schweizer Sicht. Nach nur einem Jahr ohne einen fünften Europacup-Startplatz dürften die Schweizer Teams ebendiesen zurückerobern. Dennoch sehen die aktuellen Tabellen gar noch etwas besser aus, als die Situation tatsächlich ist. Speziell die Young Boys sind auf gleich zwei Überraschungen angewiesen, wenn sie über die Ligaphase hinaus international vertreten sein möchten.