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Balingen vor dem nächsten Kellerduell: "Wir müssen mehr Energie auf den Platz bringen"

kicker

Seit sechs Spieltagen hält sich die TSG Balingen auf dem 15. Regionalliga-Rang und damit exakt auf jenem Tabellenplatz, der am Saisonende den Klassenhalt bedeuten würde (bei drei Absteigern). Man könnte den Schwaben daher zumindest Konstanz attestieren. Das wäre nun zwar die positive Lesart, hielte einem Reality-Check aber nicht stand, zumindest aktuell nicht. Denn dass der Aufsteiger zuletzt nicht erneut tiefer in die Abstiegszone gerutscht ist, lag vor allem daran, dass auch die Keller-Konkurrenten reihenweise Punkte liegen ließen.

Das änderte sich am vergangenen Wochenende ein Stück weit, als die Mannschaft von Trainer Murat Isik in einem wahren Abstiegskracher, der an Hin und Her kaum zu überbieten war, mit 3:4 beim Bahlinger SC (10 Zähler, 15 Spiele) unterlag - beim vormaligen Regionalliga-Vorletzten also, der nun bis auf zwei Punkte an die TSG (12/15) herangekommen ist.

Die Niederlage am Kaiserstuhl, die mit zwei Elfmetern schon einen spektakulären Anfang genommen hatte, wog aus mehreren Gründen schwer für die Württemberger: zunächst, weil die Balinger mit einem Sieg einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf mehr denn je hätten hinter sich lassen können, so aber bauten sie den BSC auf (erster Heimsieg); dann, weil die TSG ihre Negativserie von aktuell sieben Partien ohne Dreier hätte beenden könne; und schließlich, weil die Niederlage nicht nur für die sportliche Situation verhängnisvoll war, sondern fortan zur Kopfsache werden könnte. Gerade angesichts des, wieder mal, bitteren Verlaufs: In Bahlingen hatten die Isik-Schützlinge früh geführt, waren dann zweimal in Rückstand geraten und kamen in der Nachspielzeit zurück. Doch dem 3:3-Ausgleich in der Nachspielzeit folgte der vierte Gegentreffer durch die Gastgeber. Und damit der allzu späte Balinger Knockout.

Isik erlebte das Drama wegen einer Gelbsperre auf der Tribüne des Kaiserstuhl-Stadions und sprach anschließend von einer "gewissen Machtlosigkeit", die daher rührte, "dass er nicht ins Spiel eingreifen konnte". Und anders als sonst stellte sich Isik diesmal nicht schützend vor seine Jungs, sondern monierte deren Auftritt - gewohnt sachlich und ruhig im Ton zwar, aber ungewohnt offen. Insbesondere habe die Bereitschaft gefehlt, in den entscheidenden Situationen an die Grenzen zu gehen. Das müsse sich am kommenden Wochenende ändern, betonte der frühere Nachwuchscoach des VfB Stuttgart.

Dann erwarten die Schwaben den Tabellenletzten vom TSV Schott Mainz (5/15) - das nächste Sechs-Punkte-Spiel. "Angesichts unserer Rahmenbedingungen kann man meiner Meinung nach zwar nie davon sprechen, dass wir ein Spiel gewinnen müssen, aber diesmal sollten wir", weiß Isik. Das sollten sie, denn auch nach oben wird die Kluft nicht kleiner. Auf die SG Barockstadt und Platz 13 fehlen den Balingern vier Punkte, auf Kickers Offenbach und den ersten ganz sicheren Nicht-Abstiegsplatz schon sieben. Der TSG-Coach ist optimistisch. Seine Jungs hätten sich in der Spielnachbereitung einsichtig gezeigt und seien gewillt, "den Knoten nun zum Platzen zu bringen".

„Die Jungs werden auch weiterhin an ihre Grenzen gehen und sind fest entschlossen, eine Serie zu starten.“ (Murat Isik)

Und tatsächlich kann man den Balingern bislang wenig vorwerfen. In nahezu allen Spielen waren sie mit ihren Gegnern auf Augenhöhe, allein der Einsatz entsprach bisher nicht immer dem Ertrag - auch, weil sich die junge Truppe immer wieder mal unnötige Patzer leistet. Dennoch gab es auch beim BSC jenes Aufbäumen, das man von der Isik-Elf bislang meistens sah. "Die Jungs werden auch weiterhin an ihre Grenzen gehen und sind fest entschlossen, eine Serie zu starten. Aber dafür müssen wir mehr Energie auf den Platz bringen als in Bahlingen", so Isik. "Die Stimmung im Team ist tadellos, die Jungs halten zusammen."

Das gilt übrigens auch für den Verein. Denn trotz des Ergebnis-Durchhängers sitzt Isik fest im Stuhl. Eine Trainerdiskussion fange er gewiss nicht an, bekräftigt Manager Jonathan Annel auf Nachfrage. "Wer das tut, der vergleicht uns mit Vereinen in der Südwest-Staffel, mit denen wir uns nicht vergleichen können", so der Geschäftsführer des Amateurvereins. "Wenn man unsere Bedingungen kennt, dann weiß man die aktuelle Situation einzuordnen. Und wer sieht, was das gesamte Trainerteam trotz begrenzten Mitteln leistet, für den erübrigt sich diese Frage schnell." Klar sei aber auch: Fortan "müssen die Basics wieder da sein". In diesem Reality-Check passt zwischen Annel und Isik folglich kein Blatt.

Crowdfunding mit Kimmich und Co.

Der Rahmen für die Kehrtwende ist jedenfalls gesetzt. Denn im Zuge des Mainz-Spiels weiht die TSG ihr neues Vereinsheim ein. Die "Mahl Almhütte" hatten die Balinger zu gut der Hälfte mit einer Crowdfunding-Kampagne finanziert. Über 100.000 Euro an Spendengeldern kamen zusammen, den Rest übernahmen Sponsoren. Genau 30 Tage und 15 Stunden liefen Freiwillige aus dem Zollernalbkreis und darüber hinaus dafür - ohne jede Unterbrechung, Runde für Runde im Balinger Stadion, bei Tag und Nacht, gestreamt auf YouTube, umrahmt von Diskussionsforen, einem Grillfest und vielem mehr. Unzählige Nachbarklubs beteiligten sich, Faschingsvereine, die Feuerwehr, Unternehmen und viele mehr. Selbst Nationalspieler Joshua Kimmich, der aus dem nahen Rottweil stammt, spendete. Zudem lief der frühere Langstrecken-Olympiasieger Dieter Baumann einige Meter für den guten Zweck. "Wir sind überglücklich über die Resonanz, die wir in dieser Form nicht erwarten konnten", erklärt Annel. "Es war ein gemeinschaftsstiftendes Event."

Am Samstag wollen die Balinger ihren Unterstützern danken - mit Weißwurstfrühstück, Blasmusik - und drei Punkten gegen den Abstieg.