Der SC Waldgirmes hat seinen Negativlauf gestoppt. Nachdem der Hessenligist in den ersten zehn Partien nur vier Punkte geholt hatte, kamen im Monat Oktober nun deren sieben dazu. Er behielt die Oberhand gegen Aufsteiger CSC 03 Kassel (4:2), erkämpfte sich ein torloses Remis bei Eintracht Stadtallendorf und ließ am Wochenende den dritten Sieg in dieser Serie folgen - die Elf um Keeper Maik Buss bezwang den KSV Baunatal auf dem heimischen Kunstrasenplatz.
Für den SCW trafen Javier Recio-Perez sowie Phil Reuter. Vizekapitän Buss muss nicht lange überlegen, um die Bedeutung des 2:0-Erfolgs gegen die Nordhessen einzuordnen: "Die drei Punkte sind Gold wert, der Abstand wäre ansonsten größer geworden. Der Sieg war im Großen und Ganzen auch verdient."
Gegentorflut eingedämmt
Dass seine Elf nun zweimal in Folge zu null spielte, macht Mario Schappert Mut für die kommenden Aufgaben. Zuvor hatte sie 28 Gegentreffer in zwölf Partien kassiert. Durch den Ausfall von Leistungsträgern wie Luis Stephan, Kevin Bartheld, Mohamed Zouaoui oder Henry Erler sei Stabilität verloren gegangen.
Zudem musste der Verein aus dem Lahnauer Ortsteil die Abgänge von Akteuren wie Jann Bangert (SG Oberlahn) oder Lukas Fries (FC Schwarz-Weiß Dorndorf) kompensieren - und natürlich den Verlust seines Toptorjägers: Jacob Pistor, im Sommer 2024 von den Sportfreunden Siegen geholt, traf in der vergangenen Saison 21-mal und landete hinter Friedbergs Noah Michel (26 Treffer) und Halil Ibrahim Yilmaz (FC Eddersheim, 23) auf dem dritten Platz der Torschützenliste. Der 26-Jährige stürmt mittlerweile für Ligarivale Stadtallendorf. "Ad hoc" könne der Klub dies nicht auffangen, erklärt Schappert, der weiter auf die Entwicklung seines Kaders setzt. "Wir haben eine junge Mannschaft und wollten bei der Verpflichtung der Neuzugänge Spielern eine Plattform geben, um sich zu zeigen."
„Uns war bewusst, dass es eine schwierige Saison wird - wir konnten uns also vorbereiten.“ (Mario Schappert)
Aus der Ruhe bringt den 39-jährigen Pädagogen die Lage im Kampf um den Klassenerhalt also nicht. "Für mich ist das nichts Neues. Und das ist der große Vorteil des SC Waldgirmes: Der Verein ist komplett ruhig geblieben. Das ist auch mein Ansatz." Vor dem Derby beim acht Zähler entfernten VfB Marburg (Samstag, 14.30 Uhr) fühlt sich der Gast in der Außenseiterrolle durchaus wohl. Schappert: "Uns war bewusst, dass es eine schwierige Saison wird - wir konnten uns also vorbereiten."
Die Tagesform entscheidet
Optimismus schöpft auch Maik Buss aus der Art und Weise, wie sich der SCW in den vergangenen Wochen präsentiert hat. Nun gehe es darum, "dranzubleiben, in die Spur zu finden und eine Siegesserie zu starten". Den Drittletzten trennt ein Punkt vom CSC 03 Kassel (Platz 15); sechs Zähler Vorsprung hat der amtierende Meister FSV Fernwald (Platz 14). "Die Liga ist stärker als im vergangenen Jahr und die Tagesform entscheidet in vielen Partien. Gefühlt kann man jeden schlagen - wenn man seine Leistung bringt", betont Buss, der schon in der Jugend für Waldgirmes auflief und über die Reserve den Sprung in die 1. Mannschaft schaffte.
Den Beweis lieferte der SCW selbst mit einer der größten Überraschungen in der laufenden Serie: Im August bezwang der Underdog Eintracht Frankfurt II (2:0) und brachte dem aktuellen Tabellenführer und Aufstiegsfavoriten damit seine bislang einzige Niederlage bei. "Die Mannschaft hat leidenschaftlich verteidigt, sich in jeden Ball reingeworfen. Und wir hatten das nötige Spielglück", sagt Schappert über das "Highlight der bisherigen Saison".