Zeit zum Verschnaufen hat man beim VfB Lübeck aktuell nicht wirklich. Am vergangenen Freitag stand der Regionalligist bekanntlich gegen Kickers Emden in der Regionalliga Nord auf dem Platz. Dort wurde immerhin durch das 2:2, nach einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand, der Negativtrend etwas gestoppt. Für die Grün-Weißen war es der erste Punkt nach zuvor vier Niederlagen, einer der aber Mut machte. "Wir hoffen darauf, dass nun der Knoten geplatzt ist", hieß es im Nachgang von Doppeltorschütze Antonio Verinac.
Sebastian Harms (VfB-Sportvorstand) drückte sich noch deutlicher aus: "Beim 2:2 war schon vieles gut. Im nächsten Spiel wird es aber auf jeden Fall Zeit für einen Dreier." Das fand dann bereits am Dienstag statt. Dort empfing der VfB Lübeck im Nachholspiel auf der Lohmühle den FC St. Pauli II, gab es die Möglichkeit, den Worten nun gegen das Tabellenschlusslicht auch Taten folgen zu lassen. Am Ende gab es aber dort ebenfalls mit dem 1:1 nur ein Remis, ein Ergebnis, das eigentlich keiner Mannschaft in der aktuellen Situation so richtig weiterhilft. Die beiden Coaches sahen das nach dem Abpfiff aber durchaus etwas anders.
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"Wir haben in einer Formation gespielt, in der wir so das erste Mal gespielt haben. Es hat nicht so schlecht angefangen, wir haben von Anfang an viel Druck auf die letzte Kette ausgeübt, haben nicht typisch wie ein Tabellenletzter gespielt, sondern sehr mutig, mit Angriffspressing und Intensität gegen den Ball", war Karsten Neitzel gar nicht so unzufrieden, räumte aber ein: "Unsere Schwächen sieht man halt, dass wir es nicht schaffen über eine längere Dauer fußballerisch die Kontrolle zu behalten. Von daher war das trotz alledem in Ordnung, wenn ich die letzten fünf Minuten ausklammere, wobei wir da noch Glück gehabt haben. Das 1:1 geht in Ordnung. Ich bin jetzt nicht total happy, wir brauchen ja jeden Punkt da hinten, aber wir haben jetzt zum dritten Mal auswärts nicht verloren. Das soll uns Mut geben", so der Coach des FC St. Pauli II.
Wieder ein Standard
"Die erste Viertelstunde ging ganz klar an St. Pauli. Die haben richtig Druck gemacht. Wir wollten zusehen, dass wir das Pressing schnell überspielen. Das ist uns überhaupt nicht gelungen am Anfang, da haben wir auch Glück mit dem Lattentreffer. Dann haben wir uns ein bisschen gefangen. Wir machen das 1:0, kriegen dann wieder einen Standard, total ähnlich wie im letzten Spiel, obwohl wir das angesprochen, sensibilisiert haben. Schade, dass wir wieder da so einen Gegentreffer kassieren", hatte Guerino Capretti zunächst einiges zu monieren, attestierte dann aber seinen Jungs eine Steigerung in Abschnitt zwei. "Da fand ich uns richtig gut. Wir waren präsent, haben viele zweite Bälle eingesackt, haben die eine oder andere Möglichkeit gehabt. Wenn das Spiel einen Sieger verdient gehabt hätte, dann wären wir es gewesen. Aber gut, gegen Emden war es ganz knapp, fast hätten wir das Spiel gewonnen. Gegen St. Pauli war es auch knapp, fast hätten wir das gewonnen. Wir müssen weiter fleißig bleiben, weiterhin mit viel Intensität und viel Mut spielen, immer wieder daran glauben und hart arbeiten. Dann werden auch die Ergebnisse, die Dreier kommen. Jetzt müssen wir uns nur noch belohnen - hoffentlich schon am Samstag in Flensburg."
Erwartet …
Das Wort Drucksituation nach inzwischen sechs sieglosen Begegnungen nimmt man beim VfB nicht in den Mund, bleibt mit dem am Anfang der Spielzeit ausgegebenen Ziel Klassenerhalt bei diesem Thema eher nordisch zurückhaltend. "Druck klingt immer so ein bisschen negativ. Wenn du ein paar Spiele nicht gewinnst, dann musst du halt zusehen, dass du das Ding wieder drehst. Wir wollen Siege feiern, der Verein will Siege feiern und ich will Siege feiern. Man kann sicher sein, dass wir uns Gedanken machen, wie wir das schaffen. Wir sind ja in die Saison hineingegangen mit unserem Etat und unserer Mannschaft. Es war ja von Anfang an klar, dass wir nicht oben mitspielen. Natürlich haben wir vor einem Monat viele Punkte geholt, trotzdem haben wir es da auch im Kontext gesetzt", sagt Capretti. Dr. Dieter Gudel (Vorstandsvorsitzender) weiß die Situation ebenfalls einzuordnen, ist da ganz klar. "Wir haben am Anfang der Saison gesagt, dass wir auch mit Instabilitäten zu rechnen haben. Es wird bei uns kein Druck in diese Richtung auferlegt. Wichtig ist, dass die Mannschaft sich aufopfert und tut, was sie kann. Das habe ich gesehen. Insofern spielen wir mit dem, was wir haben."
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Am Samstag (13.30 Uhr) gastiert nun der VfB Lübeck im schleswig-holsteinischen Landesduell beim SC Weiche Flensburg 08. Das letzte Aufeinandertreffen ist gar nicht so lang her. Am 8. Oktober kam es im Landespokal zum Match auf der Lohmühle, setzte sich der VfB mit 3:1 durch und zog ins Halbfinale ein.