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Norderstedts Torwart-Rochade: "Wir denken immer in Blöcken"

kicker

Wenn schon mal der Wurm in einer Saison steckt, dann klappt so herzlich wenig, dass nicht einmal ein Spielausfall reibungslos über die Bühne geht. Gerade mal eine halbe Stunde vor dem Anpfiff der Partie gegen Phönix Lübeck senkte der aus Niedersachsen angereiste Schiedsrichter Daniel Piotrowski den Daumen. Es lag zu viel Eis auf dem Platz, die Gesundheit der Spieler war gefährdet. Mehr als 100 Fans - darunter einige aus Lübeck angereist - mussten das Stadion enttäuscht wieder verlassen, die bereits gegrillten Würstchen landeten im Müll, und die seit Stunden fokussierten Spieler durften sich wieder umziehen und nach Hause fahren, ob geduscht oder auch nicht ...

Liegt also über dem Edmund-Plambeck-Stadion ein Fluch? Das mögen Fußballfans aus der Umgebung, die ein bisschen zum Okkultismus neigen, auch beim Blick auf die Heimtabelle der Regionalliga Nord glauben. Denn auf den letzten beiden Plätzen liegen eben Eintracht Norderstedt und St. Pauli II. Bei 17 Partien der beiden Teams mit diesem Home-Ground gab es lediglich zwei Siege.

Was tatsächlich im Team von Norderstedts Trainer Elard Ostermann steckt, hat es mehrfach bewiesen - allen voran beim DFB-Pokal-Auftritt gegen den Bundesligisten FC St. Pauli, der erst im Elfmeterschießen verloren ging. Auch die Siege gegen die Spitzenteams Drochtersen/Assel und Phönix Lübeck zeigten das Potenzial, zudem wurden Jeddeloh II und Werder Bremen II zeitweise an die Wand gespielt. Aber die Mannschaft kommt zu selten an ihre Leistungsgrenze heran - und wenn, dann nie konstant über 90 Minuten. Schon sechsmal verspielte die Eintracht eine Führung, holte aus diesen Partien nur drei Punkte. Aber dies gilt auch andersherum: Gegen den HSV-Nachwuchs wurde ein Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt, in Lohne sogar ein 0:3 in ein 3:3 umgewandelt. Die Moral ist also intakt, wie auch Ostermann weiß: "Die Jungs beweisen Woche für Woche Kampfgeist - aber man merkt natürlich, dass der eine oder andere Verunsicherung mit sich herumschleppt."

„Wenn wir zwei solche Torhüter verpflichten, möchte ich nicht, dass einer 34 Spiele auf der Bank sitzt.“ (Trainer Elard Ostermann über Lars Huxsohl und Niklas Petzsch)

Für neue Stabilität sorgte zuletzt ein Torwartwechsel: Der lange verletzte Niklas Petzsch verdrängte den Fast-Pokalhelden Lars Huxsohl und bleibt nun auch bis zum Jahresende die Nummer 1, da Huxsohl mit Rückenproblemen ausfällt. "Ich habe schon vor der Saison gesagt: Wenn wir zwei solche Torhüter verpflichten, möchte ich nicht, dass einer 34 Spiele auf der Bank sitzt. Wir denken immer in Blöcken und entscheiden dann nach drei, vier Spielen neu, solange sich beide gegenseitig pushen", kommentierte Ostermann den Wechsel.

Nicht mehr planen kann er mit seinem Kapitän Moritz Frahm, der nach einer Achillessehnen-OP wohl bis zum Saisonende ausfällt. Und Stürmer Felix Drinkuth löste seinen Vertrag auf eigenen Wunsch auf. Das hatte im August auch bereits sein Cousin Philipp Koch getan. Ostermann zeigte sich enttäuscht: "Felix sollte eine tragende Rolle übernehmen. Wenn ich bei einem Spieler Verbesserungspotenzial sehe, ist es meine Aufgabe, darauf hinzuweisen. Es kann ja nicht so weitergehen, dass man nur alle sieben Wochen ein Erfolgserlebnis hat." Der 31-Jährige erzielte bei zehn Einsätzen drei Tore.

Komplettiert wurde der Kader durch Emanuel Mirchev, der sich schon ein paar Wochen bei der Eintracht fit hält, nachdem er sich vor einem Jahr im Trikot von Hessen Kassel eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte. Der defensive Mittelfeldspieler könnte schon beim Auftritt bei Hannover 96 II am Samstag sein Debüt feiern. Dort gilt es auch, sich für die 0:4-Hinspielniederlage zu revanchieren. Allerdings fand das Spiel damals vier Tage nach dem "Jahrhundertereignis" im DFB-Pokal am Millerntor statt, als die Köpfe der Eintracht-Spieler noch ganz woanders waren.